Urethraschalenpessar
Anwendungsbereich: Das Urethraschalenpessar besteht aus flexiblem gewebefreundlichem Silikon. Mit dem Urethraschalenpessar werden Patientinnen mit Stressinkontinenz und/oder Senkung behandelt, eine möglicherweise mit der Inkontinenz kombinierte Senkung (Zystocele) wird durch die Schale zurückgehalten. Bei den Trägerinnen wird ein noch tragfähiger Beckenboden vorausgesetzt. Die Kalotte des Pessars soll die Harnröhre heben, den Übergang zwischen Blase und Harnröhre nach oben vorne verlagern und so unter Belastungen wie Husten und Bewegung ein Eröffnen der oberen Harnröhre verhindern (Bild). Die Verlagerung kann auch das Eindringen von Urin in die Harnröhre verhindern, was einen günstigen Effekt auf eine Urgeinkontinenz oder eine Mischform von Stress- und Urgeinkontinenz ausüben kann.
Größen: Die Pessare werden nach dem Umfang des Schalendurchmessers (minimal 50 und maximal 90 mm Durchmesser) angepasst. Es sollte das Pessar eingelegt werden, das beim anschließenden Husten im Stehen die beste Kontinenz erzielt und doch problemlos eine Miktion zulässt. Häufig muss nach 1 - 2 Monaten auf ein größeres Pessar übergegangen werden, da sonst der Kontinenzeffekt wegen Auflockerung des Gewebes nicht mehr gewährleistet ist. Falls die Unterpolsterung nicht ausreicht, können die Kalotten durch Aufkleben von Kappen individuell angepasst werden. Beim Anpassen durch den Arzt wird die Schale durch das hintere Scheidengewölbe geführt, so dass die Kalotte durch Kippen nach oben/vorn den Obergang zwischen Blase und Harnröhre hinter der Symphyse anhebt.
Gebrauch:
Im allgemeinen sollte der Arzt beim ersten Versuch das Pessar mit voller Blase auf dem Untersuchungsstuhl einlegen. Eine Beschichtung mit Östrogencreme erleichtert das Einführen. Dabei sollten ausschließlich östriolhaltige Cremes (kurze Haftungsdauer am Rezeptor) verwandt werden. Da zum Erzielen der Gleitfähigkeit relativ wenig Creme (kleine Oberfläche) nötig ist, empfehlen wir die Verwendung einer höher dosierten östriolhaltigen Creme mit 1 mg Östriol/1g Creme. Das Östriol sorgt auch für eine bessere Durchblutung. Dann sollte die Patientin aufstehen und husten und der Urinverlust registriert werden. Bei idealem Sitz sollte eine Stressinkontinenz sofort behoben sein, d.h. kein Urinverlust mehr auftreten. Dies kann Patientin und Behandlungsteam zur Fortsetzung der Pessartherapie motivieren. Bei Beheben der Inkontinenz, bleibt auch kein Zweifel an der Diagnose der Stressinkontinenz. Nach dem Test sollte der Sitz von Pessar und Kalotte noch einmal vom Arzt kontrolliert werden. Urethrapessare werden meist tagsüber von den Patientinnen getragen. Es sollte empfohlen werden, dass die Patientin das Pessar selbst abends entfernt und morgens wieder einführt. Das Einführen erfolgt am besten im Stehen, wobei ein Bein auf einem Schemel aufgestellt werden kann, ist das nicht möglich, so kann es auch nach leichtem Spreizen der Beine im Stehen an einer Wand oder im Liegen erfolgen. Beim Einlegen sollte die Patientin darauf achten, dass die Kalotte hinter der Symphyse unter der oberen Harnröhre liegt, bei der Entfernung schiebt die Patientin die Kalotte zur Seite und fasst mit dem Zeigefinger in das Schalenloch. Die Fixierung eines Ziehfadens beiderseits der Kalotte kann die Handhabung erleichtern und das Pessar zusätzlich fixieren.
Nebewirkungen/Komplikationen:
Die Pessartherapie der Stressinkontinenz hat das Ziel, auch in Kombination mit zusätzlichen Maßnahmen die Beschwerden der Patientin zu heilen, ggf. um selbst nach einiger Zeit auf das Pessar verzichten zu können. Auch wenn langfristig eine Operation geplant sein sollte, kann das Pessar als "Versuchspessar" und Diagnose für oder gegen eine operative Therapie angesehen werden. Das tägliche Wechseln durch die Patientin verhindert Komplikationen, die durch zu langes Liegen entstehen können, wie Infektionen, Blutungen oder gar Druckgeschwüre. Die Stressinkontinenz bedarf während der Nachtruhe ohnehin keiner Therapie. Bleiben trotz wechselnder Größen und sorgfältiger Anleitung doch noch Inkontinenzbeschwerden bestehen, muss über die Diagnose und die Wahl des Pessars nachgedacht werden. Dabei kann es sein, dass die Kalotte wegen unzureichender Levatormuskulatur oder narbiger Scheidenwand - etwa nach Voroperation- nicht hochsteigen kann. In diesen Fällen muss zur Narbenauflockerung - zumindest vorübergehend - auf ein Würfelpessar und lokale Ostrioltherapie übergegangen werden. Kontraindikationen für Östriolcremes sollten beachtet werden (z. B. Schwangerschaft, Stillzeit, östrogenabhängige Tumoren). Bei pflegebedürftigen oder ängstlichen Patientinnen kann es ratsam sein, eine Pflegekraft oder ein Familienmitglied in die Handhabung des Wechselns zu integrieren.
Hinweis:
Das Produkt sollte jeweils nur von einer Patientin verwandt werden und kann bei Zimmertemperatur gelagert werden. Das Säubern des Pessars sollte unter fließendem lauwarmen Wasser ohne Verwendung von Desinfektionsmittel erfolgen.